Zuversicht in schwierigen krisenhaften Zeiten

„Bleiben Sie Zuversichtlich“ dieser schöne Satz am Ende der Tagesthemen von Ingo Zamperoni klingt bei mit immer wieder nach. Die Frage dabei ist immer wieder: Wie mache ich das?

Wie mache ich das angesichts der vielfältigen Krisen und globalen Bedrohungen und deren medialer Repräsentanz, die zunehmend mehr einer eher negativen Aufmerksamkeitökonomie geprägt ist und unsere Tendenz, besonders auf Katastrophenmeldungen zu reagieren bedient und ausnutzt.

Eine große Resource in diesem Zusammenhang ist unser Privileg relativ gut materiell versorgt in einer unterstützenden Gemeinschaft zu leben. Für mich taucht dann die Frage auf : Was kann ich tun ? Was ist mein Beitrag in diesem nahen und fernen Krisengeschehen ? Wie kann ich dabei ein Mindestmaß an Selbstwirksamkeit aufbauen?

Wichtig dafür erscheint mir die Frage und die Beurteilung meiner Armlängen, das heißt meiner Grenzen. Das ist natürlich eine ganz dynamische Frage die ich mir immer wieder aufs neue beantworten muss, wenn ich etwas tun will und etwas beitragen will. Es ist so glaube ich fast eine besondere Kunst diesen eigenen Beitrag besonders im Vergleich mit dem was man als Notwendig erachtet zu erkennen und zu würdigen.

Jedes Handeln auch das eigene und sei es noch so klein hat Konsequenzen. Oft sind diese nicht oder nicht ganz vorhersehbar.

Ich denke es ist schon mal ein wichtiger Beitrag, wenn ich mein eigenes Handeln dahingehend prüfe und reguliere, dass ich so wenig wie mir möglich Schaden und Leid bei mir selbst und anderen verursachen will. Allein die reflektierte Absicht und der Wille dazu ist ein wichtiger Beitrag.

Die immer wieder neue Beurteilung und die Akzeptanz meiner Grenzen in meinem Umfeld und bei mir ist ein weiterer wichtiger Faktor für das Erleben von Selbstwirksamkeit und Zuversicht.

Dazu gehört wohl auch neben den kleinen Erfolgserlebnissen ein Bewusstsein über die Bereiche des persönlichen und globalen Scheiterns und der Niederlagen. In den meisten Fällen ist damit ja kein abruptes Ende verbunden sondern eher eine Neuausrichtung…… in der es wieder darum geht Schäden und Leid bei sich und anderen zu minimieren. Sich in diese Dynamik hineinzubegeben sie bewusst zu erkennen und sie so gut wie möglich zu leben ist auch ein wichtiger Beitrag sowohl für die eigene Zuversicht wie auch für die eigene Selbstachtung.

Ein weiterer wichtiger Faktor für das Erleben von Zuversicht ist die apriori Annahme einer Zukunftsoffenheit im negativen wie im positiven.

Dazu gehört jedoch auch Hoffnung als ein konstruktives „Weltverhältnis“ (Grethlein; Hoffnung 2024; C.H.Beck). Ich gehe davon aus, dass die Herstellung dieses Weltverhältnisses konstruktive Arbeit an und mit sich selbst und auch immer wieder ein gewisses Training bedarf.

In diesem Kontext ist auch eine Akzeptanz des eigenen Nichtwissens und des Unbekannten und Unbestimmten im eigenen Leben notwendig und hilfreich

Noch ein Faktor erscheint mir für die Möglichkeit der eigenen Zuversicht wichtig.

Ein bewusster Filter, der reguliert was ich aufnehme und was nicht. Ein Filter mit eigenen zeitlichen und inhaltlichen Kriterien, die ich immer wieder überprüfen kann.

– Eine heterogene offene Auswahl meiner Info-Quellen in den öffentlichen Medien und im Netz

– Eine Betonung einer ausgewogenen relativ unabhängigen und konstruktiven Berichterstattung, die das Weltgeschehen in seinen Risiken, Krisen und auch in seinen Chancen und Erfolgen darstellt.

Ein weiterer sehr wichtiger Faktor für die Aufrechterhaltung und den ständigen Aufbau von Zuversicht scheint mir das Erleben des Eingebunden seins in eine einigermaßen funktionierende Gemeinschaft. Aus dieser Bindung und Verbindung resultiert auch die notwendige Energie und Kraft für die Produktion von Zuversicht

Einen letzten Punkt möchte ich noch erwähnen. Das ist die Arbeit an einer eigenen und allgemeinen Bewusstseinskultur( Metzinger Thomas 2023), die Selbstreflektion und Selbsterfahrung auch in einem spirituellem Rahmen als wichtigen und wesentlichen Anteil im Leben eines jeden betrachtet.

Für jeden von uns gibt es sicher noch eine Menge mehr eigener Prozesse ,die helfen zeitweise einen Zustand der Zuversicht angesichts der klimatisch,ökologischen, politischen und ökonomischen Krisen einzunehmen.

Wichtig erscheint mir dabei, dass Zuversicht als Ausgangslage für Handlungen individuell immer wieder herstellbar ist. Auf dieser Basis können sich eine ganze Menge konstruktiver Potentiale zur Linderung oder Beilegung der vielfältigen Krisen entfalten.

Alexander Rehklau

Dieser Beitrag wurde unter ANLA Blog veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert