Ein Blick auf das Altersleben

Ein Blick auf das Altersleben, wenn die gesundheitlichen Einschränkungen besondere Hilfe erfordern, wenn wir pflegebedürftig sind .

Natürlich ist es zuerst unsere individuelle Verantwortung das Mögliche dafür zu tun, dass wir möglichst lange ein selbständiges Altersleben möglichst in irgendeiner Form von Gemeinschaft zu führen. Das ist aus meiner Sicht eine sehr lohnende, wenn auch oft keine leichte Aufgabe. Kommt es dann doch zu einer Pflegebedürftigkeit die in einer Gemeinschaft nicht bewältigbar ist, benötigen wir eine Pflegeeinrichtung.  Was kann das für diese Gruppe bedeuten?

In den letzten zwei Jahren des Pandemieverlaufs war   der Schutz der vulnerablen Gruppen (auch und gerade der Pflegebedürftigen )ein  wichtiger Grund für die Durchsetzung wesentlicher Grundrechtseinschränkungen.  Damit kam eine wichtige Schutz und Fürsorgeaugabe des Staates und der Gemeinschaft stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit und wurde als Begründung von einer großen Mehrheit akzeptiert.

Mir mit meinen jetzt 70 Jahren hat dieser Schutz und diese Fürsorge in gewisser Weise gut getan.  Ich hatte sie angesichts einer immer stärker werdenden Werteorientierung des Staates und seiner Politik in Richtung eher materiellen Wachstums und Privatisierung nicht in der Stärke erwartet.

Für mich stellt  sich nun die Frage wie es um  diese Schutz- und Fürsorgefunktion staatlichen Handelns bestellt ist, wenn sie sich auf die Notwendigkeit der Pflege, angesichts der sich einstellenden vielfältigen Einschränkungen im Altersleben  bezieht.  Auch für alle Angehörige und Betroffene ist diese Frage, besonders bei Pflegeeinrichtungen, wichtig

Unter anderem nach der Lektüre  des SZ Artikels Pflegebedürftig vom 22.01.22  über den Zustand und die Entwicklungen   der Pflegeeinrichtungen in Deutschland  scheint mir der Schutz und die Fürsorge, der von vielen politisch Verantwortlichen in den Mund genommen wird,  mehr als fragwürdig.

 

Einige wenige Fakten und Zitate aus dem Artikel:

4,1 Millionen Pflegebedürftige heute  bis 2030  6 Millionen

Ausgaben für Pflege:

vergangenes Jahr 49 Milliarden   2030 werden 59 Milliarden erwartet

Ein Heimplatz Pflegegrad 5 kostet ungef. 4000.- €

„Im System der Pflege, das viele für unterfinanziert halten, sehen Unternehmen noch viel Raum, um ihre Profite zu maximieren. Der Marktanteil privater Anbieter ist in Deutschland auf mehr als 40 Prozent gewachsen.“(SZ,Pflegebedürftig v. 21.01.22)

„ Aus der ganzen Welt fließt Geld in deutsche Altenheime, die zuverlässig Renditen von vier, fünf Prozent abwerfen oder noch mehr. Trotz Personalmangels in den existierenden Einrichtungen entstehen in Deutschland derzeit etwa 500 neue Pflegeheime, berichtet das Branchenblatt Care Invest.“ (SZ, Pflegebedürftig v.21.01.22)

Wahrscheinlich können allerhöchstens ein Drittel bis ein Viertel der Pflegebedürftigen die  Kosten von 3000 – 4000 € selbst aufbringen. Alle anderen werden vom Staat und somit vom Steuerzahler bezuschusst, was auch wirklich gut ist.

Leider ist das Ergebnis , das was sie für das Geld bekommen oft nicht ein menschenwürdiges Leben mit den Alterseinschränkungen.

Warum?

  • Die Immobilien (Altersresidenzen ein seltamer Ausdruck) schauen äußerlich oft respektabel und teuer aus. Sie sind ja oft auch wertbeständig gebaut und oft der äußerliche Nachweis für die Höhe der Kosten. Hierbei sind staatliche Förderungen für den Bau solcher privaten Einrichtungen noch gar nicht berücksichtigt.
  • Die Kosten für den Betrieb und den Unterhalt so einer Einrichtung beinhalten nun eine wesentliche Stellschraube für die Qualität der Einrichtung. Hier kommt es nun darauf an mit welcher Zielsetzung so eine Einrichtung geführt wird.
  • Ist das Ziel ein menschenwürdiges Zusammenleben mit allen Beteiligten im Rahmen der erwartbaren Einnahmen oder ist das übergeordnete Ziel eine möglichst große Rendite für das eingesetzte Kapital zu erwirtschaften.

40 Prozent und mehr sind bis jetzt diesem Renditeziel unterworfen.

Das heißt wie immer mehr belegbar wird, dass die Kosten des Unterhalts  (Personal und zusätzliche fachliche Versorgung)  so begrenzt werden, dass die Renditeziele erreicht werden. Wie das konkret aus schaut ist in vielen Einrichtungen zu sehen, nicht an der Dokumentation, sondern am konkreten Leben der Pflegebedürftigen und des Personals.

Aber das wollen nur wenige sehen, obwohl es für jeden der solche Einrichtungen  intensiver besucht und mit den Bewohnern und dem Personal  redet, klar ist.

Aus meiner Sicht würden staatliches Schutz- und Fürsorgehandeln in diesem sowieso schon sehr schwierigen Arbeitsfeld zumindest und als erstes bedeuten solche Einrichtungen nicht mehr als Renditeobjekte führen zu dürfen, sondern wie Schulen und viele Bildungseinrichtungen auch als staatliche gemeinschaftliche Einrichtungen einer anderen sinnvollen und bewältigbaren Finanzplanung des Staates und der Kommunen und staatlich transparenter Kontrolle zu unterwerfen.

Sicherlich sind auch dann bei weitem nicht alle Probleme gelöst, aber bei gutem Willen aller Beteiligten ist die Chance auf die Verwirklichung eines in vielen Fällen eingeschränkten Alterslebens mit dem Ziel der jeweils größtmöglichen Selbständigkeit der Pflegebedürftigen eher verwirklichbar.

Alex

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